Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht
vom 27./28. 5. 1943
Um ½ 1 Uhr flogen aus nördlicher Richtung die ersten feindlichen Flieger ein. 0,45 Uhr wurde in Osterwick alarmiert, nachdem in süd-westlicher Richtung 2 rote Leuchtkugeln gesetzt wurden. Kurz darauf fiel eine Kette Brandbomben in Richtung Kuhfuß–May/Bülten.Ein heller Brand war längere Zeit zu erkennen. Außerdem wurden Brandbomben abgeworfen in Richtung Darup–Rorup, Schöppingen, Asbeck, Gescher und Tungerloh.
Gegen 1 Uhr fiel in Richtung Varlar–Kuhfuß eine Bombe mit dumpfem Knall und zu gleicher Zeit eine Kette Phosphor- und Stabbrandbomben. Etwas später fielen diesseits Coesfeld in der Bauernschaft Gaupel, kurz hinter der Osterwicker Gemeindegrenze, auf breiter Front hell aufleuchtende und explodierende Stabbrandbomben.
Der Hauptangriff dieser Nacht lag tief im Industriegebiet, insbesondere wurde die Stadt Essen stark mitgenommen.
Vom Turm aus konnte ich beobachten, wie 6 feindliche Flieger, in Brand geschossen, abstürzten.
Im Amtsbezirk Osterwick wurden in dieser Nacht folgende Bomben geworfen:
1 Sprengbombe – vermutlich 10 Ztr. – 300 m. östlich des Hofes Kösters in der Bauernschaft Höven auf dem „alten Ossenkamp“. Es muß eine Bombe mit Verzögerung gewesen sein. Der Trichter hatte einen Durchmesser von 8–9 m. In der Mitte des Trichters war ein runder Kegel von 2 ½–3 m. Höhe.
Die Gesamtwirkung der Bombe muß, da sie in großer Tiefe krepiert ist, durch die Erdmassen zurückgehalten sein, so daß auch nur wenige kleine, aber sehr dickwandige Sprengstücke gefunden wurden.
20 Phosphorbrandbomben (14 kg.) und 10 Stabbrandbomben auf dem „Varlarer Esch“ im „Rosengarten“ und in der Nähe der Oberförsterei.
Von den Phosphor-Brandbomben sind heute morgen 3 ausgegraben. Sie lagen in einer Tiefe von 1 ½ m. und enthielten zum größten Teil noch die Brandmasse (Rohbenzol, Kautschuk und Phosphor). Die Brandmasse brannte mit heller Flamme und starker schwarzer, später weißer Rauchentwicklung langsam ab.
Sämtliche Bomben sind auf freiem Gelände gefallen und haben nur geringen Flurschaden angerichtet.
In dieser Nacht wurde in der angrenzenden Gemeinde Coesfeld-Kirchspiel, in der Bauernschaft Stockum das Kötterhaus Hüwe durch Brandbomben eingeäschert und Frau Hüwe durch eine 20 m. vom Wohnhaus gefallene Sprengbombe getötet.
Außerdem wurde die Scheune des Bauernhofes Edeler in Stockum durch Brandbomben völlig eingeäschert.
Osterwick, den 28. Mai 1943.
Dr. Herbsthoff
Nachweisung über die im Amtsbezirk Osterwick
abgeworfenen Spreng- und Brandbomben usw.
1.) 25./26. Juni 1940:
Osterwick:
1 Sprengbombe – kl. Kal. (Sprengtrichter 3 m Ø und 1,50 m. tief) auf
einer Weide des Fürsten zu Salm-Horstmar in der
Nähe von „Otto’s Hof“ (Dapper) in Osterwick, Bau-
ernschafft Midlich.
2.) 19./20. Juli 1940:
Darfeld:
10 Sprengbomben in den Waldungen Forstgut Burlo, davon drei Blind-
gänger und ein Zerscheller
3.) 25./26. Juli 1940:
Osterwick:
3 Sprengbomben – mittl. Kalibers – bei Feldmann, Höven 1, auf freiem Feld
1 “ mittl. Kalibers – bei Feldmann, Höven 1, auf
Straßenrand
2 “ davon 1 schw. Kal. bei Klümper, Varlar 13, auf
freiem Feld
1 “ kl. Kal. bei Gröning-Vosseberg, Varlar 13a, auf
freiem Feld
5 “ mittl. Kal. bei Fürstl. Sägemühle und Grundstück
Woestmann-Ruck, Varlar, am
Rande des Varlaer Mühlenbaches
2 “ mittl. Kal. bei Brunnemann, Varlar, im Ackerfeld
7 “ davon 2 Blindgänger – bei Tapper, Varlar (32 und
80 m. vom Haus entfernt)
4 “ mittl. Kal. bei Hans-Kruse, Varlar, davon 2 Blindg.
4 “ mittl. Kal. bei Schloß Varlar
3 “ schw. Kal. bei Ww. Kirchhoff, Höven, auf der Wei-
de, davon 1 Blindgänger
2 “ mittl. Kal. bei Bruns, Höven, auf freiem Feld
3 “ schw. Kal. bei Hegemann, Höven, auf der Weide,
davon 1 Blindgänger
4 “ mittl. Kal., davon 1 Blindgänger bei Sälker, Höven,
auf freiem Feld
2 “ mittl. Kal. in den Waldungen des Fürsten zu Salm-
Horstmar bei der Ziegelei Kuhfuß
1 “ mittl. Kal. auf der Weide Sälker am Gescher’schen
Damm
1 “ mittl. Kal. auf der Weide Brinkmann, Höven
2 “ mittl. Kal. im Kornfeld Leifeld, Midlich
1 “ mittl. Kal. auf der Weide Wessling, Höven
1 “ mittl. Kal. auf der Weide Jos. Lülf, Dorfbauern schaft
1 “ mittl. Kal. auf der Weide Franz Schräder, Dorf-
bauernschaft
1 “ schw. Kal. im Kleefeld Aug. Vörding, Dorfbauern-
schaft
1 “ mittl. Kal. auf der Kreisstraße bei Volmer- Lütkenhaus
1 “ schw. bei der Pastorat
3 “ mittl. Kal. bei Wilh. Brand, Brockbauernschaft –
Weide und Kornfeld
1 “ kl. Kal. auf der Weide Bern. Müther, Brockbauern-
schaft
30 Brandbomben bei Feldmann, Höven
20 “ in den Waldungen des Fürsten zu Salm-Horstmar
bei Kuhfuß
Darfeld
3 Sprengbomben mittl. Kal. im Kornfeld, Ww. Börsting, Henne-
wich 8
1 “ mittl. Kal. im Kartoffelfeld Ww. Engelsing, Henne-
wich 13
4.) 30./31. August 1940:
Osterwick:
4 Sprengbomben mittl. Kal. beim Pachthof Ww. Ficker, Dorfbauer-
schaft (Woestmann-Ruck)
5.) 8./9. Juli 1941:
Osterwick:
5 Sprengbomben bei Wessling und Hemker in Höven
1 “ bei Heinr. Fleige, Höven 78 als Blindgänger
6.) 9./10. Juli 1941:
Darfeld:
7 Sprengbomben – davon 2 Blindgänger und 1 Zerscheller bei Palz,
Hennewich 1
7.) 18./19. August 1941:
2 Sprengbomben auf einer Weide des Bauern Schulze Janning in Ober-
darfeld, davon 1 Blindgänger
60 Brandbomben auf und an der Straße Darfeld–Billerbeck bei Farwick
u. Weihermann
8.) 28./29. August 1941:
Darfeld:
120 Brandbomben in der Bauernschaft Höpingen – Bauernhof Damer
vernichtet
9.) 28./29. August 1942:
Holtwick:
6 Sprengbomben mittl. Kal. auf Grundstücken des Bauern Sch. Niehoff
in der Nähe der Heuerlingswohnung Linnemann
im Hegerort
10.) 9./10.3.1942:
Darfeld:
800 Brandbomben in der Richtung Bahnübergang nach Höpingen –
Bauer Benning – Feldkamp-Froning – Nattler –
Friedhof – auf der Rieth – (Höfe Damering, Nörden
und Wevers, sowie Wirtschaftsgebäude Benning
vernichtet)
2 Sprengbomben in den Waldungen Forstgut Burlo
Osterwick:
50 Brandbomben bei Wiechert-Brockbauernschaft
11.) 25./26. Juli 1942:
Osterwick:
4 Sprengbomben von je 5 Ztr. auf Weide und Waldgrundstück des
Bauern Josef Wiechert in Osterwick, Brockbauern-
schaft
12.) 26./27. Juli 1942:
Holtwick:
7 Sprengbomben mittl. Kal. auf Weiden des Bauern Gr. Lembeck,
Bleck
13.) 10./11. September 1942:
Osterwick:
Absturz eines englischen Fliegers in der Nähe des Hofes Meickmann-
Feldkamp, Rosendahl
14.) 29. Oktober 1942:
7 engl. Brandflaschen in der Nähe des Hofes Reckers, Varlar 41
15.) 9. Dezember 1942:
8 engl. Brandflaschen in der Nähe des Hofes Bohr, Höven 47a
16.) 7. Januar 1943:
1 engl. Störballon in der Nähe des Hofes Joh. Kösters, Höven 67
17.) 13. 2. 1943:
1 beschädigter engl. Störballon bei Deiger, Holtwick, Kspl. Hegerort
18.) 1. 5. 43:
120–150 Stabbrandbomben in Darfeld Netter westl. der Straße D.–Billerbeck
19.) 28. Mai 1943:
1 Sprengbombe 10 Ztr. u 20 Phosphorbomben u. 10 Stabbrandbomben Varlar-Höven bei Kösters