Fliegerangriff in Osterwick in der Nacht
vom 29./30. Sept. 1943.
Um ½ 10 Uhr abends meldete Coesfeld „Fliegeralarm“. Nachdem um ¼ vor 10 Uhr die ersten feindlichen Flieger über Osterwick kamen und in Richtung Coesfeld 4 grüne, lange Zeit brennende Leuchtkugeln, offenbar Wegweiser gesetzt hatten ist auch in Osterwick alarmiert worden. Kurz darauf sah man in nordwestlicher Richtung die Leuchtspurmunition eines Luftkampfes. In Richtung Metelen stürzte dann ein Flugzeug brennend ab. Inzwischen überflogen zahlreiche Feindflugzeuge den Amtsbezirk Osterwick in der Richtung auf Dortmund. Wie am anderen Tag gemeldet wurde, sind die feindlichen Flugzeuge im scharfen Winkel abgebogen und haben dann die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Wanne-Eickel in dieser Nacht bombardiert.
Gegen 22,15 Uhr wurde ein feindliches Flugzeug in großer Höhe in Richtung Ahaus in Brand geschossen. Es kam in Richtung auf Osterwick herabgestürzt, bog dann aber in Richtung Legden–Ahaus ab.
Beim Aufschlag, welcher in der Bauernschaft Wehr der Gemeinde Legden erfolgte, gab es eine große Stichflamme und noch längere Zeit später wiederholte Explosionen. 5 Flieger sind völlig verbrannt, 2 konnten sich durch Fallschirmabsprung retten, davon wurde einer in Ahaus gefangen.
Gedenktafel der kanadischen Staffel 434 in Kanada.
Das Bild der Manschaft stimmt mit den Namen nicht überein.
Besatzung der WL - T, Halifax der 434. kanadischen Staffel, des zweiten Bombers, der um
21:55 westlich Legden abstützte.
F/O Popplewell, RCAF - k.i.a
Sgt. N. Harris, RAF -k.i.a
P/O C. Kirk, RCAF–POW
Sgt. R. Earl, RAF–POW
F/Sgt. R. Zahl, RAF k.i.a
Sgt. T. Davies, RAF k.ia
F/Sgt. W. Bailey, RCAF
Die gesamte Biographie dieser Besatzung liegt vor.
Abgeschossen durch Hauptmann Prinz Lippe zur Weissenfels, der in diese
Nacht in 10 Minuten zwei Bomber dieser Staffel
abschoss und dafür zum Hauptmann befördert wurde ( zum
Zeitpunkt des Abschusses war er noch Oberleutnant).
Kurze Zeit später gegen 22,30 Uhr hörte man in Osterwick ein starkes Rauschen und hoch in der Luft einen kurzen Knall mit Funkensprühen. Das war der Abwurf von Brandbomben. Auf einer Strecke von mehreren hundert Metern brannte eine große Anzahl Brandbomben in Richtung Asbecker-Chaussee. Viele davon explodierten mit starkem Feuerregen. Vom Turm sah man in das helle Feuer dieser zahlreichen Brandbomben.
Zugleich mit diesen Brandbomben fiel eine Sprengbombe in Richtung Tork’s-Sundern. Im hellen Schein der Brandbomben sah man eine schwarze, sehr hohe Rauchwolke der eingeschlagenen Sprengbombe.
Noch in der Nacht habe ich den Abwurf von 180–200 Brandbomben und 1 Sprengbombe der Regierung gemeldet.
Am Tage darauf ist dann festgestellt, daß insgesamt rund 180 Stabbrandbomben und 60 Phosphorbrandbomben auf der Strecke von der Wirtschaft Tombeil über den Hof Wolfert, Mussinghoff, Pasker-Böwing, Hackenfort, bis in die Waldungen von Jörden und Leugermann-Schulze Specking gefallen waren. Die Sprengbombe lag auf einer Weide, ungefähr 150 m. vom Hofe Leugermann-Sch. Specking entfernt und hatte einen Sprengtrichter von 12 m Durchmesser und 6 m Tiefe verursacht.
Dicht bei dem Hause Tombeil waren mehrere Brandbomben gefallen. Durch das Dach des Wohnhauses Wolfert ist eine Stabbrandbombe gefallen und blieb im dicht gepreßten Heuhaufen stecken, nachdem sie noch die Bodenbretter durch den Druck gebrochen hatte. Mit Hilfe der Nachbarn ist das entstandene Feuer im Heu sofort durch Sand und Wasser erstickt worden.
Eine größere Anzahl Brandbomben lag in der Nähe des Hauses Wolfert und auf den Ackergrundstücken zwischen Wolfert und Mussinghoff. Hier haben wir gestern einen Phosphorblindgänger ausgegraben und entschärft. 3 Phosphorblindgänger und eine ganze Anzahl Stabbrandbomben, die ebenfalls nicht krepiert waren, lagen jenseits des Hauses Mussinghoff.
Auf dem Hofraum Pasker-Böwing und im Hausgarten lagen mehrere Stabbrandbomben, welche ausgebrannt waren. Ebenfalls lagen zahlreiche Stabbrandbomben auf den Grundstücken des Bauern Hackenfort. Die meisten Phosphorbrandbomben waren in den Waldungen Leugermann und Jörden gefallen. Hier lagen wenigstens 40 Phosphorbrandbomben, welche alle gezündet und den Phosphor weit herum gestreut hatten. Außer einer leichten Beschädigung des Dachbodens Wolfert ist nur geringer Flurschaden durch die Brandbomben und ein großer Sprengtrichter durch die Sprengbombe verursacht. Menschen und Vieh wurden nicht verletzt.
In dieser Nacht brannte in Stockum der Bauerhof Heitkamp an der kleinen Kapelle vollständig ab. Außerdem wurde eine Scheune (Thentie) in Stevede vernichtet. Ferner ist eine große Scheune des Freiherrn von Oer in Legden mit 150 Fuder Korn in dieser Nacht abgebrannt.
1 Holländer wurde getötet u. 1 Holländer schwer verletzt durch eine Sprengbombe in der Höhe des Hofes Höing in Coesfeld-Stevede.
Dr. Herbsthoff