Fliegerangriff in Osterwick.
In der Nacht vom 30./31. 8. 1940 gegen 3 Uhr morgens wurde die Bevölkerung Osterwicks durch heftigen Bombeneinschlag plötzlich geweckt. Die Bevölkerung lief auf die Straßen, keiner jedoch konnte im ersten Augenblick Auskunft geben, wo die Bomben gefallen waren. Kurze Zeit darauf hieß es, es seien Sprengbomben bei dem Bauernhof Ww. Ficker in Osterwick (Eigentümer Woestmann-Ruck in Coesfeld-Gaupel) gefallen und auch Personen verletzt, der Arzt müsse sofort kommen.
Dr. Dercken und ich sind dann sofort zum Hofe Ficker gefahren.
Ein einzelner Flieger hatte, ohne eine Leuchtbombe zu setzen, vier Sprengbomben dort abgeworfen. Eine Sprengbombe durchschlug den Dachstuhl und muß in den auf dem Boden liegenden Heu- und Strohvorräten krepiert sein. Eine zweite Bombe war an der Süd-Ost-Seite wenige Meter vom Hause entfernt gefallen und hatte die Wand aus Fachwerk zum Schlafzimmer eingedrückt. In diesem Zimmer schliefen zwei erwachsene Söhne der Familie und zwei Ferienkinder, welche beim Abwurf der Bomben sämtlich zu Bett lagen. Eine Bettstelle allein war von 12 Splittern durchschlagen. In diesem Zimmer lagen Steine, Mörtel und Möbel wüst durcheinander. Der Ferienjunge Kurt Bette aus Düsseldorf, Gillbachstr. 24, wurde durch Bombensplitter an beiden Füßen verwundet. Auf Wunsch der Eltern ist er am 2. 9. 1940 in seine Heimat Düsseldorf zur weiteren ärztlichen Behandlung mit einem Sanitätsauto des DRK überführt. Durch sorgfältige ärztliche Behandlung wurde er vollständig wieder hergestellt.
Zwei weitere Bomben (250 und 500 Pfd.) hatten nur Flurschaden angerichtet. Splitter der Bomben sind durch Türen und Fenster des Nachbargebäudes Telger geschlagen. Der alte Fachwerkbau der Ww. Ficker wurde, soweit er Wohnzwecken dient, total zerstört.
Hf [Dr.Herbsthoff]